Im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit, zu den Auskiesungsplänen am Niederrhein Stellung zu beziehen, hat das Presbyterium der Kirchengemeinde Lintfort einstimmig diese Stellungnahme beschlossen:

 

1. Bei dem vorliegenden Plan werden ökologische Aspekte völlig unzureichend berücksichtigt. Mit der Umsetzung des Planes würden ökologisch hochwertige Flächen zerstört, ohne dass dafür Sorge getragen würde, diese in gleichwertiger ökologischer Qualität wiederherzustellen.
Aus unserer christlichen Überzeugung heraus sind wir der Bewahrung der Schöpfung verpflichtet. Dies bedeutet an dieser Stelle, den Raubbau an der Natur so weit zu minimieren wie es nur eben möglich ist.

2. Dem Presbyterium ist bewusst, dass es Baustoffe bedarf, um den notwendigen Bedarf an Wohnraum zu befriedigen. Alternativ und ergänzend zum Abbau von Rohstoffen ist dabei die Verwendung von recycelten Baustoffen und Substituten voranzutreiben, um den notwendigen Bedarf an Baumaterialien zu decken.
Selbst die neuerliche Ausrichtung der Förderung energieeffizienter Neubauten sieht eine Nachhaltigkeitssiegel vor, das u.a. auch die Verwendung recycelter Baustoffe voraussetzt.
In Nachbarländern wie den Niederlanden und der Schweiz ist die Einbindung von recycelten Baustoffen in hohen Anteilen in der Bauindustrie längst Praxis.Dadurch wird ein großer Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen zur Bewahrung der Schöpfung für zukünftige Generationen geleistet. Eine Überprüfung der geltenden Standards zur Einbringung von Rohstoffen in die Bauwerkserstellung sind ebenso kritisch auf ihre fachliche Notwendigkeit zu prüfen wie eine Priorisierung des Umbaus von bestehenden Gebäuden vor einem Abriss und Neubau. All diese Maßnahmen können – wenn sie denn energisch und konsequent im Sinne der Rohstoffminimierung verfolgt werden – einen weitreichenden Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung wie zur Wahrung der Gerechtigkeit gegenüber kommenden Generationen bilden.

3. Darüber hinaus lässt der Landesentwicklungsplan eine Prognose des tatsächlichen Bedarfs für die Region unter Berücksichtigung von recycelten Baustoffen und Surrogaten und unter Ausklammerung von Anteilen der Rohstoffe für den Export vermissen. Hier bedarf es einer erneuten kritischen Prüfung, um zu einer angemessenen Mengenabschätzung
des tatsächlichen dringend erforderlichen Ausbeutungsbedarfs zu gelangen.
In diesem Zuge sind auch die aktuell vorgesehenen überlangen Versorgungszeiten der Rohstoffausbeutung von 25 Jahren noch einmal deutlich in Frage zu stellen und im Lichte einer realistischen Bedarfsberechnung neu zu fassen.

4. Neben den benannten gewichtigen Punkten ist zu befürchten, dass durch eine Umsetzung des vorliegenden Regionalplanentwurfs weitreichende Flächen auf dem Gebiet unserer Kirchengemeinde und dem Kirchenkreis Moers insgesamt auf Dauer der öffentlichen Zugänglichkeit entzogen werden.
Darüber hinaus ist der Verlust an Agrarfläche zum Anbau von lebensnotwendigen Ernährungsgrundlagen auf Dauer ein Frevel.
Wir brauchen keinerlei Seen für Naherholung, zumal die bereits vorhandenen Auskiesungsbrachen eine „Heuschrecken-Mentalität“ versinnbildlichen: Ausbeuten und weiterziehen bis nichts mehr da ist.
Von daher fordern wir ein Moratorium, um die weitreichenden Aspekte und Konsequenzen einer ausbeuterischen Verschwendung natürlicher Ressourcen und der Zerstörung der Niederrheinischen Naturlandschaft Einhalt zu gebieten und einen vollständigen Ausstieg aus der Ressourcenausbeutung zu beginnen.

Lutz Zemke

Vorsitzender des Presbyteriums