Über die Volks – und Stammesangehörigkeit der Steinzeitmenschen ist nichts Genaues bekannt, wohl aber ist anzunehmen, dass verschiedene Kulturgruppen das Rheinland erreicht haben und sich miteinander verbunden haben. (Näheres bei E.G. Piecha, Kamp-Lintfort im Spiegel der Geschichte). Es scheint so, dass sich der „genius loci“ bis in die jüngste Geschichte unserer Stadt erhalten hat: Menschen verschiedener Kulturgruppen bilden auch in der Neuzeit die Bevölkerung der Stadt.
Mittelalter
Das Gebiet unserer Stadt war in viele „Quartiere“ aufgeteilt. Die unterschiedlichen Herrschaftsgebiete haben auch für die kirchlichen Verhältnisse Konsequenzen. Das zeigt sich später in der Reformationszeit. Kirchlich und kulturell spielt das im Jahr 1123 errichtete Zisterzienserkloster Kamp eine herausragende Rolle. Es war das erste Zisterzienserkloster auf deutschem Gebiet. Von Kamp aus entstanden viele Tochterklöster, die den Orden in ganz Deutschland verbreiteten und besonders im Osten große Verdienste um die Kultivierung erwarben. Die Ortsteile Saalhoff, Rossenray, Lintfort, Kamperbruch und Eyll waren eigenständige Gebiete. Landesherr war der Kurfürst und Erzbischof von Köln. Ein weiteres Herrschaftsgebiet war die „Reichsunmittelbare Herrlichkeit Hoerstgen und Frohnenbruch“ (weitgehend in den Grenzen des heutigen Stadtteiles Hoerstgen).
Die christliche Gemeinde gehörte seit ihren Anfängen zur Pfarre Repelen (Repelen ist heute Ortsteil vom Moers; dort steht eine der ältesten Kirchen des Rheinlandes).
Reformationszeit
1536 bekannte sich der Landesherr, der Kurfürst und Erzbischof von Köln, Hermann von Wied (1515-1547) zum evangelischen Glauben und versuchte, das gesamte Gebiet zu reformieren. Er wurde vom Papst abgesetzt und verzichtete auf sein Bischofsamt. Das Erzstift Köln blieb katholisch. Ein weiterer Versuch, das Erzstift Köln zu reformieren, wurde vom Kölner Erzbischof Gebhardt Truchseß von Waldburg im Jahr 1582 unternommen. Der Truchsessische Krieg, der sich daraus entwickelte, hat bis heute Spuren in Kamp-Lintfort hinterlassen. Der Bischof wurde durch einen streng katholischen Nachfolger abgelöst. Das Erzstift blieb katholisch. Reformatorische Bestrebungen wurden vom Moerser Grafen unterstützt. Schon 1532 wird die evangelische Lehre in Moers zugelassen. 1556 soll das katholische Bekenntnis in Hoerstgen abgeschafft werden. Den Angehörigen des alten Bekenntnisses wird nahegelegt, das Land zu verlassen.
Durch unsere Stadt zieht sich eine alte Konfessionsgrenze: Hoerstgen wurde evangelisch, die übrigen Quartiere, die zum Erzstift Köln gehörten, blieben katholisch.
Neuzeit
Durch die Gründung des Bergwerkes „Friedrich-Heinrich“ zogen Bergarbeiter nach Kamp-Lintfort. Der „genius loci“ bewährt sich: Aus den verstreuten Quartieren wächst eine Stadt zusammen, deren Bewohner den unterschiedlichsten Kulturkreisen entstammen. Die Evangelischen in Lintfort werden zum großen Teil der Evangelischen Kirchengemeinde Hoerstgen zum kleineren Teil auch der evangelischen Gemeinde Repelen zugeordnet. Die Konfessionsgrenzen verwischten sich mehr und mehr. Allmählich sind in unserer Stadt die zugewanderten Evangelischen den Alteingesessenen in Hoerstgen zahlenmäßig weit überlegen. Das kleine Bauerndorf Lintfort wuchs im Anfang des 20. Jahrhunderts zu einem Ort mit 10.000 Menschen, davon muss man ungefähr 3000 Evangelische rechnen. 1917 wurde ein selbständiger evangelischer Pfarrbezirk Lintfort, der noch immer Hoerstgen zugeordnet war, gegründet. Repelen schied als Betreuungsgemeinde aus, Lintfort wurde zu einem Bezirk der Evangelischen Gemeinde Hoerstgen. Der Bezirk Lintfort wurde durch Hilfsgeistliche versorgt. Die beiden ersten waren die Pfarramtskandidaten Spiecker und Preising. Von 1916 bis 1921 wirkte als Seelsorger Pastor Ristow.