Geschichte

Die Evangelische Kirchengemeinde Lintfort

liegt auf dem Gebiet der Stadt Kamp-Lintfort im Kreis Wesel (WES). Sie gehört zum Kirchenkreis Moers in der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Die Stadt Kamp-Lintfort

Kamp-Lintfort ist eine junge Stadt, die durch den Bergbau groß wurde. Am 7.Januar 1950 wurde durch den Regierungspräsidenten Düsseldorf die Urkunde überreicht, mit der das Recht verliehen wurde, die Bezeichnung „StadtKamp-Lintfort“ zu führen. Die Stadt wurde aus mehreren“Quartieren“ zusammengestellt.

Der Name der Stadt erklärt sich so: „Kamp“ ist lateinisch und heißt „Feld“, „Lintfort“ ist fränkischen Ursprungs und bedeutet soviel wie „Saum des Moores“. Das bedeutet, dass ein großer Teil der Stadt eine Sumpflandschaft war. (Quelle:Örtliches Telefonbuch für Moers und Umgebung 2001/2002 Seite340 ff.)

Im Wappen der Stadt ist in der Mitte ein kirchliches Gebäude, das Kloster Kamp, dargestellt, dazu links oben ein Pflug und unten das Symbol der Bergleute, Schlägel und Eisen. Landwirtschaft, Kloster und Bergbau haben die Stadt geprägt.

Geschichtliches

Vorzeit
Erste Spuren menschlicher Besiedlung stammen in dem unwegsamen mit großen Sümpfen bedecktem Gebiet bereits aus der jüngeren Steinzeit, in der sich die Menschen zu sesshaften Bauern entwickelten. Die Entwicklung der Stadt zeichnet sich noch heute im Stadtbild ab. Aus fränkischen Salhöfen entwickelten sich die alten Quartiere, die als Ansatzpunkte der Wohngebiete bis heute erhalten sind.

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Selbständige Evangelische Kirchengemeinde Lintfort seit 1923

Am 1. Oktober 1923 wurde die Gemeinde selbständig und schied aus der Verbindung mit Hoerstgen aus. Das Siegel der neu gegründeten Gemeinde drückt die Verbindung mit dem Bergbau aus: Es zeigt einen Bergmann, der vor einem Kreuz kniet und Kohle gräbt. Das Bild wird erklärt durch das Wort Jesu im Matthäusevangelium Kap. 13, Vers 44: „Das Himmelreich ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz.“

Die Evangelische Gemeinde Lintfort vertrat reformiertes Bekenntnis so lange sie mit Hoerstgen verbunden war. Bekenntnisschrift ist in reformierten Gemeinden der Heidelberger Katechismus. Wegen des Zuzugs vieler vorwiegend lutherisch geprägter Gemeindeglieder änderte das Presbyterium der selbständig gewordenen Gemeinde den Bekenntnisstand. So ist die Gemeinde seit 1930 „lutherisch-uniert“, die einzige lutherische Gemeinde im Kirchenkreis Moers. Die Sammlung der Gemeinde wurde eine schwierige Aufgabe. Das Bergwerk Friedrich-Heinrich gab vielen Menschen Arbeit. Aus allen Gegenden Deutschlands waren Gemeindeglieder zugezogen. In der evangelischen Gemeinde fehlte es aber an allem.

Notkirche und Grundsteinlegung

Der erste Weltkrieg hatte die Pläne für einen Kirchenbau ins Stocken gebracht. Man behalf sich mit Schulzimmern und Wirtshaussälen und einem Kinosaal. Im Jahr 1920 kam man auf die Idee, eine alte Bauernscheune zur Notkirche umzubauen. Mit Hilfe der Zeche Friedrich Heinrich konnten die Pläne ausgeführt werden. Am 13. März 1921 war die feierliche Einweihung der Notkirche in der Ringstraße. Von ihr ist heute nichts mehr zu sehen, sie fiel den Bomben des zweiten Weltkrieges zum Opfer. Inzwischen war an der Friedrich-Heinrich-Allee die neue Kirche – heute „Christuskirche“ – entstanden, die am 1. Advent (30. November) 1930 feierlich eingeweiht wurde. Unter den Pastoren Moog und Finsterbusch geschah der erste Spatenstich am 7. November 1928 für die Kirche. Im Jahr 1932 starb Pfarrer Finsterbusch, Pfarrer Moog war in eine andere Gemeinde gegangen. Inzwischen musste eine zweite Pfarrstelle eingerichtet werden.

1933 – 1945

Über die Stellung der Lintforter Kirchengemeinde und ihrer Pfarrer in der nationalsozialistischen Zeit fehlen Nachrichten im Archiv der Gemeinde. Über den Kirchenkampf kann keiner mehr eindeutig etwas aussagen. Zeitzeugen geben nur unvollständige und sich widersprechende Nachrichten wieder. Wahrscheinlich hat sich die Gemeinde aus dem Kirchenkampf herausgehalten. Vielleicht war es die Einschätzung, dass eine so frisch zusammengestellte Gemeinde nicht noch zerrissen werden sollte durch kirchlich – theologische Auseinandersetzungen.

Die Gemeinde wird größer

Nach dem zweiten Weltkrieg erhöhte sich die Zahl der Gemeindeglieder sehr schnell durch Zuzug aus dem Osten. Die neu Zugezogenen fanden auf dem Bergwerk Friedrich-Heinrich ausreichend Arbeit. Seit 1949 besteht eine weitere, eine dritte Pfarrstelle, die für den Ostbezirk der schnell gewachsenen Gemeinde eingerichtet wurde. Eine vierte (1957) und eine fünfte (1963) Pfarrstelle mussten wegen dauernd steigender Gemeindegliederzahlen eingerichtet werden.

Durch Kantor Johannes Zantke ist ein besonderer Akzent in der Evangelischen Kirchengemeinde Lintfort gesetzt worden. Ihm verdankt die Gemeinde, dass hervorragende Orgeln installiert wurden. Unvergessen ist die musikalische Arbeit von Herrn Zantke, bei der auch große Werke wie Bachs Johannespassion und Weihnachtsoratorium, Händels Messias, Brahm’s Requiem in der Christuskirche zur Aufführung kamen. Seit 1995 führt seine Arbeit unsere Kantorin Dorothee Peldszus-Rentel weiter.

Die Bergbaukrise 1956 und in den folgenden Jahren bewirkt, dass sich die Stadt und damit auch die Kirchengemeinden verändern. Am 31.12.2012 wurde die Förderung eingestellt und das Bergwerk geschlossen. Der Strukturwandel, von dem das gesamte Ruhrgebiet betroffen ist, geht an unserer Stadt nicht vorbei. 2009 wurde die Hochschule Rhein-Waal mit Standorten in Kleve und Kamp-Lintfort gegründet. Die Landesgartenschau 2020 auf dem Geländer der ehemaligen Zeche Friedrich-Heinrich war ebenfalls ein Meilenstein des auch nach außen hin sichtbaren Wandel der Stadt.

Wichtige Partner sind die anderen christlichen Gemeinden vor Ort. Die Zusammenarbeit mit ihnen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten äußerst positiv entwickelt. Gemeinsame Gottesdienste, Bibelwochen und Veranstaltungen gehören seit Jahrzehnten zum Leben unserer Kirchengemeinden. So ist es auch möglich, gemeinsame Worte zu den sozialen Fragen in unserer Stadt zu formulieren.

Großen Wert legt die Ev. Kirchengemeinde Lintfort auch auf den interreligiösen Dialog, der seit langer Zeit regelmäßig gepflegt wird.

Leider schrumpft auch die Zahl der Gemeindeglieder: Von einstmals 12.000 Gemeindegliedern sind es im Jahr 2020 noch 8.300. So wird die Zahl der Pfarrstellen ab August 2020 nur noch 2,75 Stellen betragen, wobei auch noch Aufgaben in der Region übernommen werden müssen.

Gebäude

Wer sich den Plan von Kamp-Lintfort ansieht, erkennt, dass die Stadt durch das Bergwerk Friedrich-Heinrich in zwei Teile geteilt wird: Auf der Westseite der Zeche wohnten die Angestellten des Bergwerks, östlich der Zeche war das Wohngebiet der Arbeiter. In früheren Jahren belasteten bei den vorherrschenden Westwinden die Abgase der Kokerei den Ostteil der Stadt. Die „Notkirche“ hatte noch auf der Ostseite, der Arbeiterseite, gestanden, aber sie war zerstört. So blieb nur noch die – im Lintforter Volksmund so genannte – „Beamtenseite“ mit kirchlichen Einrichtungen versorgt.

Kirchen
Bis zum zweiten Weltkrieg gab es nur zwei evangelische Gemeindezentren in unserer Kirchengemeinde: die Kirche an der Friedrich-Heinrich-Allee von 1930 und die Notkirche in der Ringstraße. Im Jahr 1966 konnte eine neue Kirche für den vierten Bezirk (West) eingeweiht werden. Sie bekam wegen der Partnerschaft zur Dresdner Kreuzkirche den Namen „Kreuzkirche“; die Kirche in der Stadtmitte bekam den Namen „Christuskirche“

Gemeindehäuser

  • Paul-Gerhardt-Haus an der Fasanenstraße, Bezirk I (Nord)
    Der Bau wurde nötig wegen eines neuen Wohngebietes im Norden der Stadt.
  • Paul-Schneider-Haus neben der Christuskirche, Bezirk II (Mitte)
  • Lutherhaus, Ebertstraße 57, Bezirk III (Ost)
    Das Lutherhaus, entstand auf der „Arbeiterseite“, als Jugendheim mit staatlichen Fördermitteln errichtet. Es enthielt auch die Wohnung für den Pfarrer des Bezirks III und eine Einliegerwohnung im Obergeschoss. Das Lutherhaus wurde später erheblich erweitert. Die Pfarrwohnung wurde aufgegeben und in die Räume zog die Verwaltung unserer Gemeinde ein.
  • Dietrich-Bonhoeffer-Haus neben der Kreuzkirche, Bezirk IV (West)
  • Albert-Schweitzer-Haus in der Eichendorffstraße, Bezirk V (Süd)
    Ein neues Wohngebiet im Süden der Stadt machte den Bau des Albert-Schweitzer-Hauses nötig. Das Albert-Schweitzer-Haus wurde 2012 geschlossen. Der fünfte Pfarrbezirk wurde aufgehoben.

Die früheren Pfarrer

Pfarrstelle I

  • 1924-1932: Pfarrer Ernst Finsterbusch
  • 1933-1946: Pfarrer Wilhelm van der Zwaag
  • 1947-1962: Pfarrer Erich Schult
  • 1963-1972: Pfarrer Albert Walter
  • 1973-1979: Pfarrer Rolf Kahle
  • 1979-1991: Pfarrer Udo Brand
  • 1995-2005: Pfarrerin Elke Langer
  • 1992-2020: Pfarrer Peter Muthmann

Pfarrstelle II

  • 1932-1953: Pfarrer Helmut Vögeli
  • 1954-1963: Pfarrer Friedrich Benz
  • 1963-1965: Pfarrer Günther Barthel
  • 1967-1995: Pfarrer Theodor Münzenberg
  • 1996-2020: Pfarrer Michael Ziebuhr

Pfarrstelle III

  • 1949-1964: Pfarrer Heinz Ebert
  • 1965-1975: Pfarrer Hartmut Bender
  • 1975-1995: Pfarrerin Helga Klaus
  • 1997-2013: Pfarrer Gerhard Biermann
  • 2014-2020: Pfarrerin Susanne Rosorius

Pfarrstelle IV

  • 1957-1963: Pfarrer Helmut Schmitz
  • 1964-1988: Pfarrer Klaus Wisotzki
  • 1988-2010: Pfarrer Helmut Oelschlägel
  • 2010-2020: Pfarrer Klaus Rosorius

Pfarrstelle V

  • 1970-1984: Pfarrer Kurt Mann
  • 1986-1992: Pfarrerin Heike Dargatz
  • 1993-2005: Pfarrer Thomas Schrödter
  • 2005-2010: Pfarrerin Elke Langer (Pfarrstelle aufgehoben)